Basedow, Johann Bernhard. Bernhards aus Nordalbingien (oder Basedows) Vermächtniß für die Gewissen. Erster Theil. Für alle Gottesverehrer, auch die Nichtchristen. (Zweyter Theil. Für Christliche Gottesverehrer und Zweifler.) Ein Lehrbuch der natürlichen Religion, auch zur Erinnerung und Erbauung.

Dessau, Heinrich Heybruch, 1774.

2 Teile in 1 Band. XIV, (2), 112 SS. XV, (1), 113-304 SS. Halblederband der Zeit mit goldgepr. Rückenschildchen und dekorativer Rückenvergoldung. Dreiseitiger Rotschnitt. Marmorvorsätze. Lesebändchen. 8vo.

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Seltene erste Ausgabe. "Unter dem Einfluß gemüthlicher Ueberreiztheit, auch fortwährend mit dem Gedanken an sein eigenes Lebensende beschäftigt, schrieb [Basedow] sein 'Vermächtniß ...'. Es sollte in Basedow's Sinne eine Vertheidigung des Christenthums sein, aber durch seine vermittelnde Stellung, die er zwischen Freigeisterei auf der einen und gedankenlosem Pastorenglauben auf der anderen Seite einzunehmen suchte, machte er sich [...] sowol die Orthodoxen als die Heterodoxen zu Feinden" (ADB). Der Hamburger Pädagoge und Theologe J. B. Basedow (1724-90) wurde 1761 wegen seiner aufklärerischen Schriften an das Gymnasium nach Altona versetzt, wo er auf den Widerstand orthodoxer Theologen um den Senior Johann Melchior Goeze traf und schließlich entlassen wurde. "Unter dem Einfluß von Rousseaus 'Emile' verfaßte Basedow 1768 ein philanthropisches Erziehungsprogramm, in dem er ein lebensnahes, überkonfessionelles, unter staatlicher Aufsicht stehendes Bildungswesen forderte. 1774 gründete er in Dessau das Philanthropinum, gab 1778 dessen Leitung ab und widmete sich literarischer Tätigkeit" (DBE).

Der Papierbezug der Deckel stärker berieben; der sehr schöne Lederrücken wohlerhalten. Gutes, sauberes Exemplar aus dem Besitz des dt. Diplomaten Fürst Philipp zu Eulenburg und Hertefeld (1847-1921) mit entspr. Stempel am Titel und Bibliotheksetikett am vorderen Innendeckel. Der enge Freund Kaiser Wilhelms II. wirkte 1894-1902 als Botschafter in Wien. "Nach seinem Ausscheiden aus dem diplomatischen Dienst 1903 wurde er von Maximilian Harden [...] öffentlich der Homosexualität bezichtigt. Es kam schließlich zu einem Prozeß, der wegen seines schlechten Gesundheitszustands abgebrochen werden mußte" (DBE). Am Vorsatz früherer hs. Besitzvermerk "Fr. Hertefeld" (dat. 1775). Zuletzt in der Sammlung des Kirchenhistorikers Alfred Raddatz (1928-2006), Professor für Kirchengeschichte, christliche Archäologie und kirchliche Kunst an der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Wien.

References

DG 12.6120. Kayser I, 155. ADB 2, 119.

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