Rezension: One Thousand Books, Manuscripts, and Collections Relating to Arabia and the Middle East (AdA)

  • Aus dem Antiquariat
  • 17 December 2014

Rezension in: Aus dem Antiquariat (AdA) NF 12 (2014) 5, S. 233-234
Rezensent: Dr. Torsten Sander

Ex oriente lux: 1.000 arabische Bücher aus Wien

Folio - 3.700 Gramm - dunkelgrüner, goldgeprägter Leineneinband - 250 Euro Schutzgebühr. Das sind die Eckdaten eines der außergewöhnlichsten Antiquariatskataloge der letzten Jahre, den das Wiener Antiquariat Inlibris, Gilhofer Nfg. im Mai 2014 als Katalog 16 vorlegte: One Thousand Books, Manuscripts, and Collections Relating to Arabia and the Middle East. Der von Christopher Frey bearbeitete englischsprachige Band besticht bereits beim ersten Durchblättern durch seine großzügige farbige Bebilderung der in Rot-Schwarz und jeweils sehr ausführlich gehaltenen Titelaufnahmen. Zur Ästhetik des gewichtigen Werkes trägt das gewählte Kunstdruckpapier wesentlich bei. Die Auflage beträgt 1.000 Exemplare, wovon rund drei Monate nach Erscheinen etwa die Hälfte versandt oder auf Messen ausgegeben worden ist, wie die Firma Inlibris auf Nachfrage mitteilt.

In der Hauptsache versammelt der Katalog 919 hochkarätige Stücke in neun Abteilungen. Das inhaltliche Spektrum reicht hier von Reiseberichten und Werken zur historischen Geographie über Titel zu Geschichte und Religion, islamischer Kunst und Architektur sowie frühen arabischen Drucken, Karten, Atlanten und Fotografien bis zu Autographen und Manuskripten. Ergänzt wird das in diesem Umfang sicher einmalige Angebot an Orientalia durch 81 unter der Überschrift "Important Items of General Interest" angezeigte, nicht zum eigentlichen Themengebiet des Katalogs zugehörige Bücher und Autographen. Stellvertretend genannt für das thematisch breite und ebenfalls durchweg hochpreisige Angebot dieser Abteilung seien ein ehemals zur Fürstenberg-Bibliothek Donaueschingen gehöriges Exemplar der Erstausgabe von Heinrich Kramers Hexenhammer (Speyer vor 1487; Nr. 946; 175.000 Euro), ein signiertes Typoskript von Franz Kafkas Erzählung "Ein Traum" (Prag 1916; Nr. 952; 125.000 Euro), eine Autogrammkarte des Teufelsgeigers Niccolo Paganini mit zwei montierten Saiten seiner Violine (Nr. 976; 28.000 Euro) sowie ein für 2,5 Millionen Euro angebotenes Brüsseler Notizbuch von Karl Marx (Nr. 963), welches die teuerste Position des Katalogs ist.

Die Preise der überwiegend im vier- bis fünfstelligen Bereich taxierten Stücke sind einer beigelegten Liste (Preise in Euro) zu entnehmen. Sie ist gegenwärtig auf den Stand vom Mai 2014 datiert und verzeichnet bereits bei Erscheinen einige Titel, die verkauft sind beziehungsweise deren Preis auf Anfrage mitgeteilt wird. Auf ein Vorwort oder vergleichsweise Erläuterungen zur Zusammenstellung des imposanten Angebots wurde verzichtet. Lediglich in den Titelaufnahmen werden Angaben zur Provenienz gemacht. Ein am Ende beigefügtes Verzeichnis fasst diese nochmals zusammen. Zu den mehrfach Genannten zählen hier unter anderem die Herzöge von Luynes, Herzog Maximilian Joseph in Bayern, Kurt Lindner sowie mit 54 Titeln insbesondere der Schweizer Bibliophile Herry W. Schaefer. Ein ausführliches Register hilft bei der Erschließung aller Titel nach Namen, Orten oder Sachgebieten.

Da die Titelaufnahmen den unikalen Charakter wie auch die druck- oder geistesgeschichtliche Besonderheit jedes Stücks prägnant und überzeugend zu betonen wissen, fällt es schwer, einzelne Titel besonders zu würdigen. Mit einer Aufzählung allein würde man diesem Antiquariatskatalog nicht gerecht. Er ist vielmehr die gelungene Inszenierung einer in jüngerer Zeit in diesem Umfang nicht angebotenen Kollektion hochwertiger Orientliteratur.

Nach Aussage von Hugo Wetscherek dokumentiert der Katalog einen über mehrere Jahre aus unterschiedlichen Quellen gewachsenen Bestand des Wiener Antiquariats, welches seit 2007 mit gegenwärtig vier Messebeteiligungen jährlich in den Golfstaaten präsent ist. Insofern richtet sich der Katalog vor allem an ein Publikum in dieser Region, welches ihn nach Aussage des Herausgebers auch sehr positiv aufgenommen hat. Etwa ein Viertel der Titel sind bereits verkauft worden.

Besonderes Augenmerk dürften hier etwa die beiden Abteilungen mit Büchern beziehungsweise Graphiken, Fotografien und Manuskripten zu den in den arabischen Ländern besonders beliebten Themen Pferde und Falknerei auf sich ziehen (Nr. 552 bis 694 ff.). Den Auftakt dieser Abteilungen bildet eine "Library on Arabian horse breeding" (Nr. 552; 220.000 Euro). Sie umfasst allein schon mehr als 1.000 Bände mit 250 Werken aus den Jahren 1746 bis 2007, wobei Teile dieser in einem separaten Katalog ausführlicher beschriebenen Sammlung aus der Bibliothek von Herzog Maximilian Joseph in Bayern stammen.

Angesichts der Vielzahl an seltenen Titeln und deren ausführlicher Beschreibung geht dieser Katalog aber weit über einen Verkaufs- und Bestandskatalog hinaus; er dürfte künftig ein nicht zu vernachlässigendes bibliographisches Referenzwerk bei der Beschäftigung mit arabischen Büchern sein.


One Thousand Books, Manuscripts, and Collections Relating to Arabia and the Middle East. Hrsg. von Christopher Frey, Martin Peche, Stefanie Schwaiger und Hugo Wetscherek. Inlibris, Gilhofer Nfg. GmbH, Rathausstraße 19, A-1010 Wien, www.inlibris.at. Katalog Nr. 16. 1.000 Nrn., 541 S., Abb., ISBN 978-3-9501809-2-3, Schutzgebühr 250 Euro