Krieg um Nachlass von Theaterlegende

  • Kronen Zeitung
  • 14 January 2014
  • Brigitte Blabsreiter

Gurlitt 2? Iffland-Fundus galt als verschollen - 90-jähriger Berliner verhökerte "Besitz" nach Wien

Dieser Fall weckt Erinnerungen an den Kunst-Krimi rund um Cornelius Gurlitt und den Münchner Nazi-Schatz: So verkaufte ein 90-jähriger Berliner den als verschollen geglaubten Nachlass von Theaterlegende August W. Iffland an ein Wiener Antiquariat. Die Stadt Berlin erklärte den "Kunst-Krieg" und erstattete Anzeige.

Offenbar war Cornelius Gurlitt nicht der Einzige, der im Chaos der Nachkriegszeit Kunstschätze gesichert hatte - und dessen Fundus erst jetzt ans Tageslicht kommt. So lagerte der pensionierte Theaterwissenschafter Hugo Fetting (90) in seiner Berliner Wohnung über Jahrzehnte 7000 Manuskripte, Briefe und Bühnenentwürfe des berühmtesten preußischen Theaterheros: August Wilhelm Iffland (1759-1814). Und jetzt beschloss Fetting, den wertvollen Nachlass an das Wiener Antiquariat "Inlibris" zu verkaufen, das wiederum die Dokumente veröffentlichte.

Doch als der Berliner Kultur-Senat auf diesen Deal aufmerksam wurde, fielen die Experten samt Bürgermeister Wowereit aus allen Wolken. Ifflands Nachlass in Besitz von Österreichern und nicht in einem Berliner Museum - für die Politiker ein Skandal. Also hagelte es gleich einmal eine Strafanzeige gegen Sammler Fetting, der mit den als verschollen geglaubten Kulturgütern so lange hinterm Berg gehalten hatte. Dem Antiquariat "Inlibris" wurde indessen eine "außergerichtliche Einigung hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse" vorgeschlagen. Geschäftsführer Hugo Wetscherek: "Die wollen die Dokumente geschenkt haben. Aber das wird nicht passieren. Der Preis beträgt wie für jeden anderen Interessenten auch 450.000 Euro. Wir sind schließlich Geschäftsleute."

Glaubt der Kunstkenner, dass sein Berliner Geschäftspartner tatsächlich unrechtmäßig an den Iffland-Nachlass gekommen sein könnte? "Ich weiß nur, dass er Berlins Regierung über den Bestand schon vor Jahren informiert und niemand reagiert hatte", so Wetscherek.