Im Übermorgenland

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  • 2 April 2012
  • Florian Wörgötter

Abu Dhabi, die reichste Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate, entwickelte sich in Rekordgeschwindigkeit vom Wüstendorf zur Weltmetropole. Die Literatur kann da nicht ganz mithalten.

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Auf einem Podium nahe dem Eingang zur Bibliothek ist ein Buch mit goldenen Lettern platziert: "Alt-orientalische Teppiche". Im Buchinneren sind Farbdrucke einer bedeutenden Teppichsammlung zu finden, auf der ersten Seite der Hinweis: "Herausgegeben vom Österreichischen Museum für Kunst und Industrie. Erschienen 1926 im Verlag von Anton Schroll & Co. in Wien".

Der Wiener Hugo Wetscherek [...] führt das Wiener Antiquariat "Inlibris", die literarische Spurensuche ist sein Beruf, sein Befund klar: "Es gibt definitiv nicht viele Autorinnen und Autoren aus Österreich, die in ihrem Werk den Weg an den Arabischen Golf fanden." Wetscherek hingegen reist einmal pro Jahr mit einem Koffer voller Raritäten nach Abu Dhabi, Ziel des Händlers ist die internationale Buchmesse. Ein Glanzstück seiner Sammlung ist einer der wenigen erhaltenen Originaldrucke von Gasparo Balbis "Viggio dell'Indie Orientali" (1590), in dem neben den Arabischen Emiraten auch die Stadt Abu Dhabi erstmals namentlich erwähnt wird. Ein weiteres Juwel aus Wetschereks Sammlung ist ein Band mit Lithografien, [Hermann Schlegels "Traité de Fauconnerie" -] "The Finest Work on Falconry", eine Sammlung handkolorierter Illustrationen lebensgroßer Falken aus dem 19. Jahrhundert, die von 150.000 Euro aufwärts kosten. Der Wiener Antiquar weiß um die Liebe des Scheichs zum Falken, der in Abu Dhabi als Statussymbol und Wappentier zugleich fungiert. Die Vögel leben als Teil der Familien, sie reisen mit eigenem Pass und kommen im Krankheitsfall ins eigens errichtete Falkenspital Abu Dhabi.

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